Ich wollte den Artikel erst den Titel „der gefürchtete Absturz der Sub“ geben, aber das wäre so nicht richtig gewesen. Denn Auch der Dom/ die Domina kann einen emotionalen Zusammenbruch haben. Es kommt etwas seltener vor, aber ein intensives Spiel geht beiden unter die Haut und verlangt von beiden Emotional sehr viel ab.
Doch was ist eigentlich ein Absturz? Woran erkennt man ihn und wie kann man einen Absturz vermeiden? Weil das so wichtig ist, möchte ich auf diese Punkte ausführlich eingehen. Und euch auch von meinem eigenen Absturz als Sub berichten.
Was genau ist ein Absturz?
Von einem Absturz während oder nach einer SM Session spricht man, wenn sich auf einmal ein sehr stark negatives Gefühl einstellt. Zum Beispiel können plötzliche Schuldgefühle auftreten, weil man sich unterwerfen lässt. Oder ein Spiel, bei dem es um Erniedrigung geht, ist auf einmal wirklich erniedrigend und verletzen. Es kann auch passieren, dass Dom von seinem eigenen Sadismus geschockt ist und sich deswegen schlecht fühlt oder sich schämt. Es kann auch Situationen geben, bei denen es Sub plötzlich mit der Angst bekommt. Ein Bondage, dass schon häufiger gemacht wurde, führt auf einmal zu einer Panik. Manchmal kann man gar nicht nachvollziehen, warum eine Session auf einmal aus dem Ruder läuft und Sub zu weinen anfängt. Eine Session ist einfach verdammt intensiv und berührt den Körper und die Seele. Ein Absturz folgt leider keiner Logik, daher ist es so wichtig ihn rechtzeitig zu erkennen.
Ein Absturz folgt leider keiner Logik, daher ist es so wichtig ihn rechtzeitig zu erkennen.
WICHTIG: Ein emotionaler Zusammenbruch kann auch mehrere Stunden oder sogar Tage nach einer Session auftreten.
Woran erkennt man einen Absturz bei einer BDSM Session?
Wichtig ist, dass du bei dir selbst erkennst, wenn ein Absturz droht. Denn du weißt am besten wie du dich fühlst. Meistens kommen erste Gedanken des Zweifelns auf. Was tue ich hier eigentlich? Was macht er/sie da mit mir? Auf einmal fühlst du dich unwohl. Und damit meine ich nicht das lustvolle Unwohlsein. Wenn du solche Gefühle/ Gedanken an dir bemerkst, dann brech` die Session sofort ab und rede mit deinem Partner darüber, wie du dich gerade fühlst. Du musst dich für nichts schämen, ein Absturz trifft auch die erfahrensten BDSMler!
Anzeichen für einen emotionalen Absturz, auf die du achten solltest (der Einfachheit halber rede ich hier von der Sub. Die gleichen Anzeichen treten jedoch auch bei dem dominanten Part auf):
- Sub ist auf einmal ganz still und redet kaum noch, oder gar nicht mehr.
- Sub wirkt geistig abwesend und scheint nicht mehr mitzubekommen, was passiert.
- Plötzliches Zittern der Hände und des Körpers.
- Ein plötzlicher Heulkrampf tritt auf.
- Herzrasen (das kannst du natürlich nur bei dir selbst bemerken).
- Sub wird plötzlich wütend und beschimpft dich.
- Die Session wird abrupt abgebrochen, ohne weitere Kommentare.
Jetzt weißt du woran du einen Absturz erkennen kannst und weißt die Anzeichen besser zu deuten. Wichtig ist, dass du die Session umgehend abbrichst, wenn du die Anzeichen bei dir oder bei deinem Partner bemerkst.
Wie du mit einem Zusammenbruch am besten umgehst
Leider lässt sich ein Absturz auch mit der besten Vorbereitung nicht immer vermeiden. Und auch wenn du bereits seit über 10 Jahren BDSM auslebst, kann es dich treffen. Vielleicht kommt ein negatives Erlebnis aus der Kindheit plötzlich wieder an die Oberfläche. Oder das Vertrauen in den neuen Dom ist noch nicht so da, wie anfangs gedacht und alles wird dir zu viel. Vielleicht hast du auch gerade eine stressige Phase in deinem Leben. Gründe kann es viele geben, auch bei erfahren BDSMlern. Aber wie bereits am Anfang erwähnt, gibt es manchmal keine greifbaren Gründe. Manchmal ist einfach die Gesamtsituation zu viel.
So gehst du mit einem Absturz am besten um:
- Beende umgehend, aber sanft die Session.
- Befreie Sub aus den Fesseln und vom restlichen Spielzeug, sowie vom Halsband (das Halsband ein mächtiges Sympol) .
- Nimm sie in den Arm und halte sie und streichle ihr beruhigend über den Rücken.
- Sag etwas Positives, dass der Situation angemessen ist.
- Niemand hat Schuld daran, daher verzichte auf Schuldzuweisungen.
- Sprecht später über das Erlebte. Am besten im Nebenzimmer, bei einem Glas Wein oder beim nächsten Treffen zum Essen.
- Zeige Verständnis, es wird ihr schon unangenehm genug sein.
- Ihr solltet zeitnah wieder spielen, sonst kann es sein, dass ein zu großer Abstand entsteht und man das Vertrauen verliert und vielleicht nie wieder miteinander spielt. Was sehr schade wäre.
- Mach dir keine Vorwürfe, dass deine Sub einen Absturz hatte. Niemand kann etwas dafür!
An dieser Stelle ist es wichtig den anderen aufzufangen, lieb zu haben und wertzuschätzen. Ein bisschen Feingefühl ist erforderlich. Aber du wirst deinen Spielpartner am besten kennen und wissen, was jetzt gut für sie/ihn ist. Hör auf dein Bauchgefühl!
Auch Dom/ Domse kann es treffen
Bei vielen Artikeln im Internet dreht es sich nur um den Absturz der Sub. Aber auch Dom kann es treffen. Vermutlich wird der dominante Part keine Panikattacke bekommen, da er schließlich die Zügel in der Hand hält. Aber auch der Dom öffnet die Tore zu dem dunklen Teil seiner Seele und das kann erschreckend sein. Allein die Tatsache, es erregend zu finden, wenn jemand anderes leidet kann einen aufwühlen. Vielleicht hat Dom sich auch einfach zu sehr gehen lassen und aus Versehen eine Grenze der Sub überschritte und ist von sich selber schockiert. Gründe gibt es auch für den dominanten Part viele. Daher sollte Sub auf ihren Dom achten und ihn genau so auffangen, wie sie es sich wünschen würde.
- Dieser Artikel interessiert dich bestimmt auch: 7- Eigenschaften an denen du einen guten Dom erkennst
Wie vermeide ich einen Absturz?
Wir du gelesen hast, lässt sich der nicht immer vermeiden. Aber wenn du die folgenden Dinge beachtest ist ein Absturz unwahrscheinlicher:
- Hier ist vor allem das Auffangen nach einer Session sehr wichtig. Wie du das machst, kannst du in meinem Artikel dazu lesen: Auffangen nach der Session
- Du solltest deinen Partner nach einer Session nicht gleich nach Hause schicken und mit seinen Gedanken allein lassen. Nehmt euch Zeit und redet ggf. noch einmal über das erlebte. Was war besonders schön, was vielleicht nicht so und was kann man nächstes Mal anders machen.
- Halte dich immer an eure Absprachen. Das heißt die Tabus sind auf jeden Fall einzuhalten. Hierzu passend: Tabus-Die Spielregeln einer Session
- Geh mit Feingefühl an neue Spielarten ran. Am besten sprichst du vorher mit deiner Sub, wenn du etwas Neues planst. So hat sie die Möglichkeit sich seelisch darauf vorzubereite und wird nicht überrumpelt.
- Sprecht darüber, ob es in der Kindheit häusliche oder sexuelle Gewalt gab. Wenn ja, dann ist ein Vergewaltigungsszenario nicht unbedingt das Richtige.. Ist jetzt etwas hart ausgedrückt, aber du weißt was ich meine.
- Du spielst mit einem neuen, fremden Dom? Dann lass deinen Partner dabei sein, denn der kennt dich am besten und kann hilfreich eingreifen und den neuen Dom anleiten.
Meine Erfahrung mit einem Absturz
Ich spielte mit meinem damaligen Partner, mit dem ich schon viele Male gespielt hatte. Aber dieses Mal war es besonders intensiv und ging mir sehr unter dir Haut. Ich hatte damals auch noch nicht ganz so viele Erfahrungen und war noch dabei mich mit meiner devoten Seite anzufreunden. Was mir gerade am Anfang sehr schwer fiel. Wurde ich doch als selbstbewusste Frau erzogen, die auf eigenen Beinen steht.
Auf einmal fühlte ich mich schuldig, dass ich sowas mit mir machen lasse. Ich war traurig und überwältigt von meinen Gefühlen.
Während der Session war alles in Ordnung und ich hatte sehr viel Spaß dabei. Aber danach fühlte ich mich einfach nur schlecht. Einen konkreten Auslöser gab es nicht. Keine besondere Situation, warum ich mich so fühlte. Auf einmal fühlte ich mich schuldig, dass ich sowas mit mir machen lasse. Ich war traurig und überwältigt von meinen Gefühlen. Ich weinte, eigentlich ohne triftigen Grund. Ich ließ die Tränen laufen, obwohl ich eigentlich die Art von Frau bin, die nicht gerne vor anderen weint.
Mein Partner und Lebensgefährte hatte die Situation erkannt und mich lange im Arm gehalten. Er hat gar nicht viel gesprochen, er war einfach nur da und hat mich lange gestreichelt und ich habe die Tränen fließen lassen. Es war sehr befreiend.
Wir sprachen erst später genauer über die Situation. Ich musste mir selbst erstmal klar werden, was da eigentlich passiert war und warum ich so reagiert habe. Vorwürfe machte ich ihm keine, er konnte ja nichts dafür. Und da er so wundervoll reagiert hatte, hat es mein Vertrauen in ihn noch verstärkt. 😊
Um mit meiner devoten Seite besser umgehen zu können hat mir damals das Buch „Die Kunst der weiblichen Unterwerfung“ sehr geholfen. Ich kann es jeder Sub wirklich wärmstens empfehlen.
Weitere Erfahrungsberichte könnt ihr in dem Forum von Gentledom lesen.
- Auch interessant: Spuren einer Session- Stolz oder Charme?
Mein Fazit:
Ein Absturz kann jeden treffen. Egal, ob du dominant oder devot bist. Schäme dich nicht dafür und mach dem anderen keine Vorwürfe. Es kann einfach passieren, dass man von seinen Emotionen überwältigt wird. Versuche, wie oben beschrieben, deinen Partner aufzufangen und für ihn da zu sein. Denn durch einen Absturz kann die Verbindung wachsen.
Habt ihr schon einmal einen Absturz bei euch oder bei eurem Partner erlebt? Wenn ja, wie seid ihr damit umgegangen?