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Zunächst vielen Dank an Lady Yve de Sade für die Einladung diesen Bericht über das Thema Keuschhaltung für Ihre Seite schreiben zu dürfen. Diese erreicht mich kurz nach einer persönlichen Richtungsentscheidung.

Ist der weitere Weg auf dem Pfad BDSM/Keuschhaltung wegen einer sehr negativ verlaufenden Beziehung im letzten Jahr für mich zuende, oder kann ich die traumatischen Erlebnisse eines emotionalen Missbrauchs hinter mir lassen und mich auf etwas Neues einlassen? Letzteres ist glücklicherweise der Fall, sonst wäre dieser Bericht nicht zustande gekommen. Der Zeitpunkt ihn zu schreiben scheint aber gerade besonders passend zu sein.

Anmerkung: Wenn du Marina folgen möchtest, dann findest du sie bei Facebook unter: https://www.facebook.com/marina.soll.90. Die freut sich über neue Follower. 😊

Wer bin ich?

Seit Anfang 2013 nenne ich diesen Teil von mir Marina. Zu der Zeit habe ich angefangen meine Crossdresser und Sissy Seite verstärkt auszuleben und im neuen Job gab es eine Kollegin namens Marina. Da war der lange gesuchte Name für meine weibliche Identität.

Im Alltag fängt mein männlicher Name ebenfalls mit M an und ich bin 50 Jahre jung, lebe in Norddeutschland und passe kaum in eine Schublade. Ich bin Crossdresser, Sissy und fühle ein bisschen trans, aber nicht so sehr das ich schwerwiegende Entscheidungen treffen müsste. Zu meiner männlichen Seite hatte ich schon immer ein ambivalentes Verhältnis.

Als Marina gehöre ich als Magd zu einem Herrschaftspaar, das ich an Wochenden treffe. Die Herrin besitzt meine Schlüssel und hält mich dauerhaft keusch. Diese Beziehung ist noch sehr jung und ich bin optimistisch das sie besser verläuft, als das was ich im letzten Jahr erlebt habe.

Keuschhaltung – warum?

Der Fetisch Keuschhaltung zeichnet sich dadurch aus, das er besonders viele Aspekte in sich vereint. Dieser Bericht ist aus meiner persönlichen Sicht geschrieben und jede andere Person darf eine ganz andere Sicht darauf haben.

Kontrollverlust

Wie bei vielen anderen BDSM Spielarten auch, so besteht für mich als devoten und masochistischen Menschen der Reiz in der bewussten Abgabe von Kontrolle. Den Zugriff auf mein Geschlecht und die Kontrolle meiner Libido gebe ich an meine Herrschaft ab und ich kann mich mental und körperlich fallen lassen. Das ist gleichzeitig aufregend, entspannend, befreiend und reizvoll frustrierend.

Es gibt aber auch die Momente, wo der Kontrollverlust eine Herausforderung ist. Auch ein gut passender Käfig kann in manchen Situationen für einen gewissen Zeitraum Schmerzen verursachen und wenn man ihn dann nicht entfernen kann, muss man diese Phase durchstehen. Ich empfinde das als etwas an dem ich wachsen kann. BDSM findet ja nicht nur in der Komfortzone statt und für Notfälle hat man in der Regel einen (versiegelten) Notschlüssel.

Hingabe

Die Abgabe der Kontrolle über meine Sexualität sehe ich als eine besondere Form der Hingabe. Es ist ein Geschenk an meine Herrschaft, die nun frei entscheiden kann, ob sie mir sexuelle Empfindungen gönnt, in dem sie mit mir spielt, oder ob sie mir monate, oder jahrelang jegliche Berührung und Erleichterung versagt. Diese Form der Hingabe gibt mir ein Gefühl von Erfüllung und Glück. Den Käfig spüre ich 24/7 und oft kreisen die Gedanken um den Verschluß und meine Herrschaft. Nicht selten erreiche ich dabei einen mentalen Subspace, in den ich mich stundenlang fallen lassen kann. Ein Song von Depeche Mode drückt das in der Textzeile „Only when I loose myself in someone else, I find myself“ sehr treffend aus.

Erregung

Je länger ich verschlossen bin und keine sexuelle Erleichterung finde, desto mehr nimmt meine Lust zu. Das ist keine lineare Zunahme, sondern unterliegt starken Schwankungen, aber grundsätzlich entwickelt es sich in diese Richtung. Es ist ein bisschen wie bei einem sexuellen Vorspiel, langsam und stetig steigert sich die Erregung, allerdings mit dem Unterschied das der Zeitraum viel länger ist und das die Erlösung ausbleibt. Und genau darin liegt der Reiz.

Es ist nicht so, daß ich im Verschluß nichts spüre, das Gegenteil ist der Fall. Den Käfig spüre ich immer. Meist ist er einfach nur da, manchmal schmerzt er mehr oder weniger und oft zuckt das verschlossene Geschlecht lustvoll darin, ohne zum Zug zu kommen. Hin und wieder kann das so intensiv werden, dsas es sich anfühlt, als wäre man beim Sex kurz vor dem Höhepunkt und müsste in diesem Moment innehalten ohne zu kommen; eine süße Qual.

Die dauerhaft gesteigerte Erregung ist zudem etwas, mit dem die Herrschaft spielen und die sie für sich nutzen kann. Da man keine Erlösung findet, drehen sich die Gedanken um die Lust und um die Herrschaft. Man ist im wahrsten Sinne des Wortes heiß darauf der Herrschaft zu dienen und malt sich aus welche Spielchen mit einem geschehen können. Die ohnehin vorhandene, devote Neigung steigert sich erheblich.

Schmerz

Insbesondere am frühen Morgen kommt es beim männlichen Geschlecht automatisch zur Erregung und zur berühmten Morgenlatte. Ist man im Verschluss kann sich der Penis nicht frei ausdehnen und somit wird es enger, als es angenehm ist. Es kommt zu einem starken Zug auf den Hodenring, der diesem natürlich nicht nachgibt. Das schmerzt!

Nach dem Aufstehen, insbesondere wenn ich auf Toilette gehe und es im Raum noch kühl ist, ziehen sich die Hoden häufig zusammen. Auch dadurch kommt es am Hodenring zu einem starken und schmerzhaften Zug. Viel Bewegung bei der Arbeit, oder beim Sport kann ebenfalls Schmerzen verursachen.

Diese Schmerzen gehören glücklicherweise zu der Art von Schmerz, den ich als reizvoll empfinde. Ganz im Gegensatz zu Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Zahnschmerzen, etc. Außerhalb der BDSM Szene soll es ja Leute geben, die glauben masochistische Menschen würden jede Art von Schmerz mögen. Was für ein Unsinn! Aber auch beim vom Käfig verursachten Schmerz gibt es Grenzen und ich habe schon Tage gehabt, die ich einfach durchstehen musste. Mit einem gewissen Maß an Schmerz leben zu müssen, gehört zur Keuschhaltung. Es findet allerdings eine Gewöhnung statt, so dass es mit der Zeit leichter wird.

Hier kannst du mehr über das Thema Schmerz lesen: Muss es immer weh tun?

Geschlechtsdysphorie

Die aktive männliche Rolle hat mir nie wirklich gefallen und gelegen. Imponiergehabe und typische Männlichkeitsriten empfand ich schon immer albern bis abstoßend. An eine Frau denken, oder ein Bild von Brüsten sehen und schon steht er, kam bei mir kaum vor. Für Sex brauchte ich immer viel Zärtlichkeit und Vorspiel und wehe der Gedanke kam darauf, dass er gleich stehen muss; dann tat er es mit Sicherheit nicht.

Schon von Kindestagen an fand ich Damenkleidung schöner und interessanter. Im Katalog habe ich mir mit Begeisterung die Damenseiten angesehen, während ich die Sachen für Männer ungefähr so aufregend fand wie einen Backstein. Nein, mit Männlichkeit habe ich es nicht so und auf das Teil da unten in der Hose habe ich zwar keinen Hass, aber oft genug nervt es, dass es mich im unverschlossenen Zustand dazu zwingt, mit ihm herumzuspielen und immer wieder die Selbstbeherrschung zu verlieren. Davon befreit mich die Keuschhaltung.

Mentale Stabilisierung

Meine Marina Seite ist grundsätzlich immer da und ein fester, unauslöschbarer Teil meiner Persönlichkeit. Allerdings ist sie starken Schwankungen unterworfen. Lange war es mir ein Rätsel, warum ich mal mehr, mal weniger als Marina fühle. Als ich Ende 2017 begann mit Keuschhaltung im Selbstverschluss zu experimentieren, fiel mir auf, dass sich meine weibliche Identität stabilisiert, solange ich verschlossen bin und dem sexuellen Drang nicht ständig nachgeben kann.

Meine Marina Seite hat mich grundsätzlich nie gestört und ich habe mich nicht dafür geschämt. Belastend waren allerdings Akzeptanzprobleme bei Mitmenschen und der ständige Wechsel von mal mehr, mal weniger Marina. Das Hin und Her nervte und ich wusste oft nicht so recht welcher Teil von mir gerade den Ton angibt und wie viel Raum ich Marina zugestehen soll.

Dank der Keuschhaltung bleibt meine Marina Identität 24/7 präsent und das Leben ist ausgeglichener, entspannter und glücklicher. Das möchte ich nicht mehr missen. 

Körperliche Stabilisierung

Es macht auch körperlich einen Unterschied, ob man(n) sich regelmäßig selbst befriedigt und den sexuellen Druck abbaut, oder ob man durch die Keuschhaltung dazu nicht in der Lage ist. Unverschlossene Männer lassen in vielen Fällen täglich Druck ab. Das hat hormonelle Auswirkungen. Ich bin kein Mediziner und kann nicht präzise wiedergeben, was ich darüber gelesen habe, also beschreibe ich es ganz allgemein und aufgrund meiner Erfahrungen.

Lässt man den Druck regelmäßig ab, ist der Körper ständig im „low“ Zustand. Sexuelle Erregung und Druck haben von Natur aus den Zweck, ein bestimmtes Maß an Antrieb und Motivation zur Paarung und Fortpflanzung zu erzeugen. Dieser Antrieb ist eine starke Kraft, die nicht zu unterschätzen ist, da sie elementar für das Fortbestehen der Art ist. Wenn ich diesem Druck ständig nachgebe, beraube ich mich dieser wertvollen Kraft.

Nach ca. 1 Woche im Verschluss spüre ich deutlich eine Verbesserung meiner Stimmung und eine Zunahme von Eigenmotivation und körperlicher Befindlichkeit. Nach 2-3 Wochen gibt es sogar einen Zustand, den ich Kaffee-Tag nenne. Da bin ich einen ganzen Tag lang so kribbelig, als hätte ich am Morgen 2 bis 3 Tassen Kaffee zu viel getrunken. Das kann bis hin zu einem leichten Schwindelgefühl führen. Früher hat es mich irritiert und beunruhigt. Inzwischen weiß ich es zu deuten und das es nicht lange anhält. Auch diesen zusätzlichen Antrieb und körperliches Wohlbefinden möchte ich nicht mehr missen.

Sicher verschlossen?

Kommt man aus einem Keuschheitsgürtel oder Peniskäfig ohne Schlüssel wirklich nicht mehr raus und kann man im Verschluss sexuell wirklich nichts mehr erreichen? Das wird sich wahrscheinlich jemand fragen, der Keuschhaltung noch nicht ausprobiert hat. Eine allgemeingültige Antwort gibt es nicht, aber wer glaubt das ein Verschluss 100% sicher ist, den muss ich nun leider enttäuschen.

Da es hier um meine Erfahrungen geht, beziehe ich mich im Folgenden auf das biologisch männliche Geschlecht. Es handelt sich um Weichteile, die ihre Form und Größe ständig verändern und im Gegensatz zum weiblichen Geschlecht außerhalb des Körpers liegen. Das ist etwas das grundsätzlich schlecht zu fassen und zu verschließen ist.

Es gibt Peniskäfige, mit einer sehr geschlossenen Struktur, die somit eine Stimulation fast unmöglich machen. Das geht zu Lasten der notwendigen Hygiene. Solche Käfige sind kaum länger als 2 bis 3 Tage am Stück zu tragen und müssen dann zum Waschen abgenommen werden. Wenn die Schlüssel zum Käfig weit weg bei der Herrschaft sind, macht so etwas keinen Sinn. Lebt man mit dem dominanten Partner zusammen, ist die Verwendung solch eines Käfigs wohl die beste Option.

Für den langfristigen Verschluss mit Distanz zum Keyholder gibt es die offeneren Käfige mit Gitterstruktur. Die Hygiene kann so alleine problemlos gewährleistet werden. Allerdings kommt man bei diesen Käfigen relativ leicht an empfindliche Stellen heran und kann sich im verschlossenen Zustand stimulieren und mit etwas Mühe einen Orgasmus erreichen.

Bei beiden Arten von Käfigen ist es zudem relativ leicht möglich, den Penis nach hinten herauszuziehen und einen ungehinderten Zugang zu erlangen. Also alles vergebens mit der Keuschhaltung, macht man sich unter diesem Umständen nicht was vor, wenn man so einen Käfig trägt?

Nein, denn es gibt Möglichkeiten. Das Herausziehen nach hinten kann man durch ein sogenanntes PA Piercing durch die Eichel verhindern. Manche Käfige haben auch einen Dilator, der so weit in die Harnröhre eingeführt wird, dass ein Herausziehen unmöglich ist. Allerdings sind Dilatoren unangenehm zu tragen und können leicht zu Entzündungen führen. Im Gegensatz zum PA Piercing sind sie daher für mich keine Option für den dauerhaften Verschluss.

Wirklich gute, maßgefertigte Käfige lassen sich zudem so gestalten, dass die offene Struktur erhalten bleibt, aber die empfindlichen Stellen, die nicht erreicht werden sollen, verdeckt sind. Ist halt eine Frage dessen, was man ausgeben kann und möchte. Dennoch wird man auch bei ihnen einen Orgasmus erreichen können, wenn man einen Vibrator von außen dranhält. So etwas zu tun, sollte entweder die mentale Einstellung und/oder die Führung der Herrschaft verhindern.

Mentale Einstellung

Erzwungene Keuschhaltung kommt nur im Internet in sogenannten Captions, oder in erotischen Erzählungen vor. Es ist Kopfkino, aber nicht realistisch. In der Realität wird eine Person verschlossen sein, weil sie es grundsätzlich möchte.

Wenn ich also verschlossen sein möchte, dann sollte auch die Bereitschaft dazu da sein wirklich keusch zu bleiben, denn sonst macht man sich selbst und der Herrschaft etwas vor. Gute Gründe für den Verschluss habe ich ja bis hierhin einige genannt.

In der Praxis ist Keuschhaltung also eine Kombination aus der entsprechenden Neigung, der mentalen Einstellung, dem physischen Verschluss durch einen Käfig oder Gürtel und der Führung durch die Herrschaft.

Du willst wissen, woran du eine gute Domina oder Dom erkennst? Dann kannst du hier weiter lesen: An diesen 7 Eigenschaften erkennst du einen guten Dom

Führung

Verschlossen sein wollen, sich nichts vormachen wollen? Sicher, das ist die notwendige Grundeinstellung, aber der menschliche Geist ist zumindest vorübergehend manchmal schwach und der Sexualdrang stark und deswegen klappt das mit den Vorsätzen nicht immer so, wie man eigentlich möchte und wie man es der Herrschaft versprochen hat. An dem Punkt, wo man als Sub die eigenen Ansprüche und Versprechen an die Herrschaft nicht einhalten kann, ist Führung durch diese notwendig.

Ein Verstoß gegen das Versprechen keusch zu bleiben, sollte also Konsequenzen haben. Dann überlegt man sich beim nächsten Mal, ob sich ein Verstoß wirklich lohnt für ein paar Sekunden wenig reizvolles Druck ablassen im Käfig. Welche Konsequenzen das sind und in welcher Intensität sie ausfallen ist unter Berücksichtigung der vereinbarten Rahmenbedingungen, die Entscheidung der Herrschaft.

Ich kann mich gut daran erinnern, wie ich mich stimuliert habe, ohne bis zum Orgasmus zu kommen und anschließend von meiner damaligen Herrin bestraft wurde, in dem ich einen Tag einen Käfig zu tragen hatte, der Schmerzen verursacht. Das Gefühl war das von großer Demut, Schuldgefühl und bestraft worden zu sein. Diese negativen Gefühle wichen dann langsam sehr viel Positiveren. Ich fühlte mich befreit, da ich meine Schuld abgetragen hatte, ich fühlte mich sehr intensiv wahrgenommen, da sie auf mein Vergehen reagiert und es wichtig genommen hatte und ich wusste das ich das Vergehen sicher nicht so schnell wiederholen würde. Da die Strafe nicht übermäßig, sondern angemessen war, konnte ich ihre Führung als positives Erlebnis verbuchen und sie hatte mich auf Spur gebracht.

Auch das Auffangen nach einer Session ist ein wichtiges Thema. Mehr dazu kannst du hier lesen: Auffangen nach einer Session

Peniskäfig als Strafe?

In vielen Captions zum Thema Keuschhaltung und in dem einen oder anderen Bericht eines Sub geht es um den Verschluss als Strafe, wofür auch immer. Je länger der gewählte Zeitraum, desto intensiver die Strafe, usw. Das funktioniert bei mir nicht. Ich empfinde den Verschluss weder als Strafe, noch als Demütigung. Es gibt herausfordernde Momente, wenn der Käfig doch mal schmerzt, oder die Erregung zu groß wird, aber grundsätzlich genieße ich es verschlossen zu sein. Bestrafen kann man mich durch den Verschluss an sich nicht.

Anders sieht das bei der Verwendung von Käfigen aus, die darauf ausgelegt sind Schmerzen zu verursachen. Es gibt Käfige mit integrierten Stacheln, die mehr oder weniger unangenehm zu tragen sind. Allen Modellen, die ich bisher ausprobiert habe sind zwei Dinge gemein. Erstens, es hängt vom Grad der eigenen Erregung ab, wie stark sie schmerzen und zweitens, sie sind alle nur für einen begrenzten Zeitraum tragbar, aber nicht zum dauerhaften Verschluss. Solch einen Käfig tragen zu müssen ist eine sehr angemessene Strafe für Vergehen, die mit Unkeuschheit zu tun haben. Sie haben ihren Reiz aber auch im Zusammenhang mit Teasing Spielen.

Risiken

Ist Keuschhaltung gefährlich? Immer wieder liest man davon, dass der Penis schrumpft, wenn er lange verschlossen ist und das die Zeugungsfähigkeit verloren geht. Ebenso ist oft die Rede davon das die Gefahr von Hodenkrebs signifikant zunimmt, wenn man(n) nicht regelmäßig Saft ablassen kann.

Zum schrumpfenden Penis. Ja, er wird immer kleiner, wenn er langfristig verschlossen ist und man tut gut daran die Größe des Käfigs anzupassen und immer kürzere Modelle zu verwenden. Allerdings ist dieser Effekt nicht dauerhaft. Wird der Kleine da unten doch mal freigelassen und darf sich in Erregung strecken, dann hat er ganz schnell wieder die ursprüngliche Länge erreicht. Am Anfang zieht die Haut zwar ein wenig, weil sie die ausgefahrene Position lange nicht mehr eingenommen hat, aber auch das ist nach einer vollen Erektion vorbei.

Was die angeblich abnehmende Zeugungsfähigkeit angeht, kann ich nur bedingt mitreden, denn ich bin seit 9 Jahren sterilisiert. Bisher hat er in Verschlusspausen uneingeschränkt funktioniert, egal wie lange ich zuvor drin war. Also warum sollte die Zeugungsfähigkeit verloren gehen?

In Bezug auf die Sache mit dem Risiko von Hodenkrebs wollte ich es genau wissen und habe mich bei meinem Urologen geoutet. Er war sehr interessiert und hat noch in der Sprechstunde nach Peniskäfigen gegoogelt und sich Abbildungen von ein paar Modellen angesehen. Den Mythos des steigenden Krebsrisikos hat er eindeutig verneint. Ungenutztes Sperma wird in den Hoden wieder abgebaut und die Prostata lässt überschüssige Flüssigkeit durch langsames Tropfen und gelegentliche feuchte Träume ab. Nichts davon erhöht das Krebsrisiko, denn der Körper hat die genannten Mechanismen, um mit dem Überschuss umzugehen.

Der Urologe hat sich, unmittelbar nach einer langen Verschlussphase, bei mir alles per Ultraschall angesehen und keine Veränderungen, oder Verletzungen feststellen können. Also liebe Keyholder(innen) und Herr(innen), ihr könnt Eure Subs und Sklaven so lange verschließen, wie ihr wollt, gesundheitlich ist das unbedenklich.

Wenn es bei der Keuschhaltung Risiken gibt, dann findet man sie eher auf der mentalen Seite, denn sie macht hochgradig abhängig. Damit bin ich beim Thema Bindung.

Bindung

Die emotionale und mentale Bindung zum Keyholder ist bei der Keuschhaltung ein ganz zentraler Punkt. Da man den Käfig immer spürt und die Libido steigt, ohne die Erregung los werden zu können, kann man nach einiger Zeit gar nicht mehr anders, als ständig an den Keyholder zu denken. Immerhin ist man von dieser Person abhängig und ihr ausgeliefert. Die Abhängigkeit entsteht nicht nur physisch durch den nicht zur Verfügung stehenden Schlüssel, sondern auch durch das um den dominanten Partner entstehende Gedankenkarussell. Ich sehe einige Parallelen zum bekannten Stockholm Syndrom, mit dem Unterschied, dass man sich in die Keuschhaltung freiwillig begibt.

Hat man einen vertrauenswürdigen Partner, kann im positiven Sinne eine sehr intensive und innige Verbindung mit Machtgefälle entstehen. Man himmelt den Partner geradezu an, hofft gleichzeitig auf Fortbestand des Verschlusses, der entstandenen Innigkeit und auf gelegentliche Erlösung (ganz unabhängig davon, ob sie gewährt wird, oder nicht). Die Lust auf weitere Unterwerfung und dem Keyholder zu dienen, steigt und steigt. Das Paradies für einen devoten Menschen. Auch für den dominanten Partner hat diese Konstellation einen großen Reiz, auch wenn dieser natürlich nicht in einer vergleichbaren Abhängigkeit ist.

Gerät man jedoch an einen Partner, der seine Macht missbraucht, wird es zur Hölle. Es gibt genug Menschen, die Personen mit dem Fetisch Keuschhaltung für finanzielle Zwecke, oder psychische Machtspiele missbrauchen. Genau an diesem Punkt sehe ich das größte Risiko bei der Keuschhaltung. Die körperlichen Risiken sind, bei Verwendung eines geeigneten Käfigs, zu vernachlässigen, das Risiko einer mentalen Abhängigkeit zu einen Partner, der seine Macht missbraucht ist groß. Leider spreche ich da aus Erfahrung, aber das würde hier den Rahmen sprengen.

Ausblick

Keuschhaltung war jahrzehntelang eine reine Fantasie für mich, es folgten ein paar Jahre mit Experimenten im Selbstverschluss. Dann geführter Selbstverschluss durch eine Online Herrin, gefolgt von realem Verschluss durch eine Online Herrin und nun endlich Keuschhaltung durch eine Herrin und einen Herrn, die ich regelmäßig im realen Leben treffe. Bin ich damit am Ziel?

Nein, denn die Beziehung zu meiner Herrschaft ist gerade an der Schwelle vom Kennenlernen zum realen Ausleben der Neigung. Ob es dabei beim reinen Verschluss bleibt, oder auch Spiele rund um die Keuschhaltung wie Teasing, u.a. eine Rolle spielen werden, wird sich erst zeigen. Wichtig ist mir eine lange und stabile Verbindung zur Herrschaft. Ob das klappt, muss sich ebenfalls zeigen. Ich bin guter Dinge.

Zudem wünsche ich mir nach wie vor einen besseren Käfig. Auch wenn es den perfekten Käfig nicht gibt, möchte ich dem Ziel nach einem restriktiven und sicheren Verschluss möglichst nahe kommen. Da ist noch einige Luft nach oben und das erwähnte PA Piercing eine Option. Der Käfig ist jetzt eine deutliche Erschwernis mich sexuell selbst zu stimulieren und zudem eine permanente Erinnerung an die Herrschaft und den eigenen Status. Das ist schon sehr viel, aber sehr viel schöner wäre es wirklich nichts erreichen zu können und ganz ausgeliefert zu sein.

Sicher weiß ich, dass ich auf Keuschhaltung nicht mehr verzichten möchte. Ein Zurück gibt es nicht mehr. Ich habe lange gespürt das dies mein Weg ist und der Teil des Weges, den ich in den letzten Jahren gegangen bin, hat das bestätigt. Das ich den Rest meines Lebens pussy free sein werde, ist sehr wahrscheinlich, aber das macht nichts, denn der herkömmliche Mann liebt Frau-Sex hat mir nie gelegen und passt nicht zu meiner Identität. Der Vorteil des Älterwerdens ist, das man mehr und mehr weiß, wer man ist und wer nicht.

Werde ich auch orgasmusfrei sein? Möchte ich das überhaupt? Hier kommen wir zu einem etwas paradoxen Punkt der Keuschhaltung. Einerseits möchte ich so keusch wie möglich gehalten werden, mit all den genannten Vorteilen und den Reizen davon. Andererseits steigt damit auch der sexuelle Druck und der Wunsch, diesen ablassen zu können und Erleichterung zu finden. Im Spannungsfeld zwischen „bitte lass mich nie wieder frei und mich nie wieder einen Orgasmus haben“ und dem Gegenpol „bitte lass mich wenigstens einmal kommen, ich bin so frustriert“, tut sich eine große Spielwiese für die Herrschaft auf.

Schlusswort

Ich habe gerade das erste Wochenende als keusche Magd auf dem Hof meiner Herrschaft verbracht und das Gefühl endlich dort angekommen zu sein, wo mein Innerstes hingehört. Keine falschen Versprechungen, kein Vorgaukeln falscher Tatsachen, kein Tasten Kopfkino dem dann nur heiße Luft folgt. Stattdessen gute Gespräche, vernünftiges Herantasten an verschiedene BDSM Handlungen, vertrauensvoller Umgang miteinander, Ehrlichkeit, aber auch große Ernsthaftigkeit und Führung.

So etwas ist leider sehr schwer zu finden. Über 99% der BDSM Kontakte im Internet sind, meiner Erfahrung nach, Fakes, Tastenwichser, Spinner, Narzissten die Opfer für ihre Psycho Spiele brauchen und ähnliches. Insbesondere die Damen, die sich auf Facebook, Instagram und anderen Plattformen als Schlüsselherrinnen und Mistress für Keuschhaltung anbieten, sind zum überwiegenden Teil ausschließlich auf Geld aus und nicht selten verschwunden, sobald sie welches erhalten haben. Es ist sehr schwer für Keuschhaltung, aber auch andere BDSM Spielarten geeignete Partner aus der Masse an unbrauchbaren Kontakten zu filtern.

Deswegen an dieser Stelle ein ganz großes Dankeschön an meine Herrschaft. Ich bin glücklich Euch gefunden zu haben, freue mich auf alles, was noch kommt und bin guter Dinge, das diese Verbindung sich vertieft und lange Bestand haben wird. Die Regeln und die Motivation, die ihr mir auferlegt habt, keusch zu bleiben lassen mir keine reelle Chance mehr, dagegen zu verstoßen. Gut so. Ich habe Euch richtig gern. Mal sehen, wohin unsere gemeinsame Reise führt.

Anmerkungen von Lady Yve

Marina wird uns mindestes einen weiteren Artikel schreiben, auf den ich jetzt schon seht gespannt bin! Vielen Dank für deine wundervollen Einblicke. 🖤

Möchtest du auch einen Erfahrungsbericht mit uns teilen, dann schreibe mir an: kontakt@bdsmleidenschaft.com

Du willst einen Peniskäfig kaufen?

Marina empfiehlt die Peniskäfige von Steelworxx. Hier handelt es sich um sehr hochwertige Käfige. Eine weitete Empfehlung ist die Firma Keuschwerk Hier kannst du dir deinen Peniskäfig nach deinen eigenen Bedürfnissen zusammen stellen und das passende Model mit dem passenden Verschluss und vieles mehr wählen.

Mein Yang und ich hatten uns zum ausprobieren für eine günstige Variante für 19,99 EUR von Amazon entschieden, der uns sehr gute Dienste leistet. Hier kannst du ihn kaufen: Keuschheitsgürtel für den Mann

Ich denke es macht Sinn sich für das regelmäßige Tragen eine Anfertigung zu gönnen, die genau deine passende Maße hat. Weitere Tipps beim Kauf wird Marina in ihren nächsten Artikel geben.

Du suchst eine Schlüsselherrin?

Wenn du eine Schlüsselherrin suchst, dann kann ich dich auf deinem Weg in die Keuschhaltung begleiten.

Ich habe die Schlüssel und werde täglich kontrollieren, ob du verschlossen bleibst! Ich unterstütze dich mental und stehe dir auf deinem Weg zur Seite. Näheres kannst du hier nachlesen: Online-Erziehung

Deine
Lady Yve

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